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Das ›neue‹ ELKG

Passionszeit

Wochenlied zum 5. Sonntag vor der Passionszeit

Gott liebt diese Welt

Gott liebt diese Welt

„Gott liebt diese Welt“ von Walter Schulz ist eins der Wochenlieder des 5. Sonntags vor der Passionszeit in der neuen Ordnung des Kirchenjahres, der weitgehend die Prägung des 5. Sonntags nach Epiphanias nach der alten Ordnung des Kirchenjahres erhalten hat. So wie wir in der Epiphaniaszeit betrachtet haben, wie Gott sich uns offenbart hat, so wird uns nun vor Augen geführt, dass auch wir von Gott offenbar gemacht werden, so wie wir wirklich sind.

Der Herr wird das Trachten der Herzen offenbar machen.
(1. Korinther 4,5 / Wochenspruch)

In der Vorfastenzeit betrachten wir den Glauben – aber wir betrachten ihn als etwas, das Gott an uns wirkt und erhält. Und wenn wir das Hohelied der Liebe aus 1. Korinther 13 im Ohr haben, dass wir, wenn wir zwar „Glauben haben,
aber haben die Liebe nicht, wir nichts wären“, so ist es wohl die Liebe, die Gott bei uns finden will, wenn er unser Herz, unser Innerstes, offenbar machen wird. Es ist diese Liebe, nämlich die Liebe Gottes, von der Walter Schulz hier singt. Liebe ist nicht etwas, was wir machen können. Wir können uns auch nicht zwingen, jemanden zu lieben. Wir können nur lieben, wenn wir Liebe erfahren haben – Liebe empfangen und dann weitergeben. Davon singt Walter Schulz in der ersten und der letzten Strophe des Liedes; zunächst, dass Gott uns liebt: „Gott liebt diese Welt und wir sind sein Eigen“; und dann, dass wir diese Liebe weitergeben: „Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt.“

Walter Schulz hat dieses Lied 1962 als Jugendpastor in der Sowjetischen Besatzungszone kurz nach dem Mauerbau (August 1961) für einen Jugendgottesdienst geschrieben – lauter junge Christen vor sich, die nun in einer
glaubensfeindlichen Gesellschaft eingesperrt waren – und eine lebensgefährliche Flucht der einzige Weg, diesem glaubensfeindlichen Staat, der DDR, zu entkommen. Mit dem „Wohin er uns stellt“ des Liedes führte Walter Schulz seinen Jugendlichen vor Augen, dass Gott bei ihnen ist und sie genau da, wo sie waren, Gottes Liebe bezeugen sollten, im Auftrag Gottes – auch unter einem christusfeindlichen Staat.

„Gott hat uns hier hingestellt. Gott will uns hier haben. Gott denkt sich was dabei.“

Das schloss natürlich nicht aus, auch eine Flucht in den Westen zu erwägen und dort seinen Platz einzunehmen. Aber es führt uns vor Augen, dass wir zu Gott gehören, egal wo wir sind; und dass wir unser Leben für Gott leben, und beauftragt sind, seine Liebe mit Gedanken, Worten und Werken der Welt zu bezeugen, da, wo wir sind.

„Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt!“

Diesen Auftrag hören und singen die Beter zu Beginn und am Ende des Liedes. Sie gehen während des Liedes einen Weg und sind am Ende des Weges andere als zu Beginn. Auf dem Weg durch die Strophen des Liedes hören und singen die Beter, wie Gott sie geliebt hat und immer noch liebt, hier in der Zeit, die manchmal dunkel und feindlich sein kann, bis dort in der Ewigkeit. So werden die Beter in der Liebe Gottes, in der Liebe Christi fest und gewiss gemacht, um dann ihren Auftrag noch einmal zu hören und Gottes Liebe in die Welt zu tragen.

Gebet:

Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr,
von dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr.
Herr, lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit;
dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit.

Amen.


Pastor Jens Wittenberg