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Das ›neue‹ ELKG

Zeit der Christianisierung

Die Zeit der Christianisierung Europas (ca. 50–1054)

»Bis zum 4. Jahrhundert ist das Christentum institutionell auf das römische Reich bezogen und kulturell durch den Hellenismus geprägt. Seitdem kommt es zu einer zuneh­menden Verselbständigung im Westteil des Imperiums und nach dem Ende einer weströmischen Zentralverwaltung 476 zur Entstehung der Germanenreiche.«

Kulturell löst sich der Westen durch lateinische Sprache und Kirchenorganisation vom Osten. Wird der südliche und östliche Mittelmeerbe­reich seit dem 8. Jahrhundert an den Islam verloren, kann sich das Christentum in Mittel­ und Nordeuropa unter Sla­wen und Germanen weiter ausbreiten. Zu Kultur­ und Herr­schaftszentren entwickeln sich neben den Fürsten­- und Adelshöfen zunächst die Bischofssitze und später auch die Klöster.

Psalmen und poetische Texte

»Psalmen und andere poetische Texte des Alten Testa­ments dienten der frühen Kirche als Gesänge und Gebete in Gottesdienst und häuslicher Andacht. Im Neuen Testa­ment sind Lobgesänge (Cantica) und Christuslieder über­liefert (Kolosser 3,16). Diese griechische Dichtung setzte sich fort in der Kunstprosa der Kirchenväter und in den Litur­gien der östlichen Kirchen.«

Die ersten lateinischen Hym­nen der christlichen Kirche entstanden in der Abwehr der hymnensingenden Arianer. Bischof Ambrosius von Mailand(ca. 337–397) entwickelt dabei die Form des abendländi­schen lateinischen Hymnus’: ein vierzeiliges Strophenlied, im Inhalt ein lobpreisendes Bekenntnis zum dreieinigen Gott. Gesungen wurden die Hymnen v.a. im klösterlichen Stundengebet, was bei Benedikt von Nursia (ca. 480–547) obligatorisch wird.

Neue Singmodelle

»Vor der Jahrtausendwende traten neue lateinische Sing­modelle auf, u.a. wurden vorgegebene Melodiebögen mit Texten unterlegt, so beim Kyrie (Tropen) und bei der letz­ten Silbe des Halleluja (Sequenzen). Die Sequenz entwickel­te sich zu einer dreizeiligen Strophenform; der Endreim wurde nun als prägendes Stilmittel auf alle poetischen Gattungen übertragen. Den althochdeutschen Evangelien­erzählungen und ersten Hymnenübersetzungen folgten die deutschen Einzelstrophen der Leisen (nach dem abschlie­ßenden Kyrieleis benannt), die bei Pilgerreisen und Prozes­sionen, bei Predigtgottesdiensten und geistlichen Oster­- und Weihnachtsspielen vom Volk angestimmt wurden. Die Mehrstimmigkeit entfaltet sich.«

> Die Zeit der Westkirche