Zeit der selbständigen lutherischen Kirchen
Mit dem Ende des alten Reiches im Reichsdeputationshauptschluss 1806 wird auch das Ende des christlichen Gemeinwesens eingeläutet, das spätestens mit dem Ende des landesherrlichen Summepiskopates 1918 vollzogen ist.
Parallel dazu kommt es im 19. Jahrhundert zu einer Erweckung, einer konfessionellen Bewusstwerdung und einer Lutherrenaissance. Dabei entstehen in der Abwehr gegen staatliche Einflussnahme auf die Kirche, gegen Unionsbildungen und gegen liberale Theologie die selbstständigen lutherischen Kirchen.
Weitet sich die evangelische Unionsbildung nach dem Zweiten Weltkrieg mit Gründung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKiD) auch auf die lutherischen Landeskirchen aus und gipfelt mit der Leuenberger Konkordie 1973 in der innerevangelischen Erklärung von Kanzel und Abendmahlsgemeinschaft, vollzieht sich in den selbstständigen lutherischen Kirchen durch zahllose Spaltungen und Einigungen hindurch ein ökumenischer Lernprozess im Kleinen, der 1972 zur Vereinigung fast aller selbstständigen lutherischen Kirchen (Altlutheraner, Lutherische Freikirche, alte SELK) in Westdeutschland zur ›Selbständigen EvangelischLutherischen Kirche‹ (SELK) führt.
1976 kommt es zum Anschluss der Lutherischen Bekenntniskirche an die SELK und zur Wiederaufrichtung der Kirchengemeinschaft mit der Lutherischen Kirche in Baden. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands schließen sich die ostdeutschen Altlutheraner 1991 der SELK an, während die EvangelischLutherische Freikirche in Ostdeutschland einseitig die Kirchengemeinschaft aufkündigt und sich denen in der Konfessionellen lutherischen Konferenz (CELC) organisierten Kirchen (u.a. der Wisconsinsynode (WELS)) zuwendet.
Dagegen ist die SELK mit denen zum Internationalen Lutherischen Rat (ILC) gehörenden Kirchen verbunden (u.a. der Missourisynode (LCMS)).