Globalisierung und Ökumene
Entwicklung nach dem Krieg (seit 1945)
»Nach der Notsituation des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit ereignete sich nach 1960 der Aufbruch eines vielfältigen neuen Singens. Anregungen kamen durch Gottesdienste mit Jazz-Elementen, Spirituals und biblische Chansons. Zugleich wuchs ein stärkeres Bewusstsein von weltweiter und konfessioneller Ökumene. Geistliche Lieder aus anderen Ländern, Kulturen und Kirchen sowie aus Kommunitäten (Gnadenthal, Taizé, Iona) fanden in Übertragungen und Bearbeitungen weite Verbreitung.«
Der Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen in der Nachkriegszeit (ab 1945) führt den Großteil der selbstständigen lutherischen Kirchen dazu, die Pläne für ein eigenes Gesangbuch zu verschieben und das Evangelische Kirchengesangbuch (EKG) einzuführen, das als ›Ergebnis der theologischen Bekenntnis- und kirchenmusikalischen Singbewegung‹ anzusehen ist.
Nur die Evangelisch-Lutherische Freikirche sieht sich zur Erstellung und Einführung eines eigenen Gesangbuches, des Lutherischen Kirchengesangbuches (LKG), genötigt.
ELKG
Erst 1987 kommt es mit dem Evangelisch-Lutherischen Kirchengesangbuch (ELKG) zu einem eigenen Gesangbuch nahezu aller selbstständigen lutherischen Kirchen in Deutschland.
Seit den 1980er Jahren gewinnt die Popularmusik durch eine Flut an Jugendliederbüchern an Bedeutung für die kirchliche Frömmigkeit. In den selbstständigen lutherischen Kirchen beginnt das mit der Herausgabe des ›Kommt herzu‹ durch einen Jugendpastor und führt zur Herausgabe eines kirchlichen Jugendliederbuches (Komm und Sing Band 1/1990, 2/1996, 3/2012) durch das Jugendwerk und das Amt für Kirchenmusik der SELK. Die Lieddichtungen aus den Reihen der selbstständigen lutherischen Kirchen sind zumeist, aber nicht nur, Sakramentslieder.
ELKG²
Der interkulturelle und interkonfessionelle Austausch von Frömmigkeitsformen und des Liedgutes ist in der Zeit des Internets und der Globalisierung zur Selbstverständlichkeit geworden. Dem steht ein durch das mediale Überangebot verursachter Kulturabbruch in der Gesamtgesellschaft gegenüber.
So versucht das Evangelisch-Lutherische Kirchengesangbuch (ELKG²) einerseits, die lutherische Lehre und Kultur in Frömmigkeit, Sprache und Musik zu erhalten und zu vermitteln, andererseits aber den Reichtum der weltweiten und überkonfessionellen Ökumene für die lutherische Frömmigkeit fruchtbar zu machen.