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Das ›neue‹ ELKG

Das Ringen um Selbstständigkeit

Das Ringen um die Selbstständigkeit von Kirche und Theologie (ca. 1866–1945)

Die Trennung von Kirche und Staat vollzieht sich in den selbstständigen lutherischen Kirchen zwangsläufig durch die Loslösung von den Staatskirchen (Kurhessen 1873, Sachsen 1876, HessenDarmstadt 1877, Hannover 1878, Süddeutschland 1878), wird z.T. aber schon früh als theologisch notwendig propagiert (z.B. durch August Vilmar 1849 auf der Jesberger Konferenz). In den deutschen Staatskirchen kommt es erst 1918 durch das Ende der deutschen Monarchie zum Ende des landesherrlichen Summepiskopates und in den deutschen Landeskirchen nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zur Trennung der Kirchenleitungen von staatlichen Behörden.


Parallel dazu erreicht die Vermischung von Theologie und Kultur im ›Kulturprotestantismus‹ ihren Höhepunkt und zeitigt dann in der Dialektischen Theologie eine entsprechende Gegenreaktion. Theologisch kulminieren beide Entwicklungen in der Theologie von der Königsherrschaft Jesu Christi, die durch Karl Barth in die erste These der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 eingetragen wird und später auch, aus der renitenten Theologie stammend, in den Grundartikeln der SELK seinen Niederschlag findet: »Sie bezeugt Jesus Christus als den alleinigen Herrn der Kirche …«


»Aus der kritischen Auseinandersetzung mit Neuromantik und Kulturprotestantismus erwachsen die Jugend-, Sing- und Orgelbewegung, die ihren Niederschlag in zahlreichen Liederbüchern und Chorsammlungen fanden. Ein wichtiges Anliegen der Singbewegung war die Vergegenwärtigung der Reformationszeit. Durch romantische Verklärung ritterlicher Ideale und bündischer Lebensformen ergaben sich auch Berührungsflächen mit der nationalsozialistischen Bewegung; Anpassung an Ideologien der Zeit und geistige Mittäterschaft blieben in der Kirche nicht aus. Die ›Bekennende Kirche‹ hielt am reformatorischen Liedgut fest und nahm auch Lieder aus den Erfahrungen des Kirchenkampfes auf.«

> Die Zeit nach dem Krieg