Zeit der Reformation
Die Zeit der Reformation (ca. 1517–1555)
Die Reformation beginnt als theologische Auseinandersetzung, geht aber einher mit Reformen in fast allen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Bereichen zunächst Mitteleuropas und dann im gesamten Bereich der westlichen Kirche.
Der Fortschritt der Technik und Wirtschaft (Buchdruck, Kolonien), sowie das Aufblühen der Wissenschaft und Kultur durch Renaissance und Humanismus (Universitätsgründungen) bieten günstige Voraussetzungen für eine breitangelegte Modernisierung von Kirche und Gesellschaft. Politisch problematisch wird dabei die konfessionelle Zergliederung der Kirche, die mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 nur eine vorläufige Lösung findet.
Singen und Sagen
»Die Glaubensbewegung der Reformation löste eine impulsive Singbewegung aus. ›Singen und Sagen‹ wurden in Dienst genommen, um das neu entdeckte Evangelium von Gottes Gnade in Jesus Christus für den verlorenen Menschen zu verkündigen; auch im Lied sollte die frohe Botschaft unter dem Volk lebendig sein.
Dichter und Sänger
Die Dichter und Sänger der Reformation knüpften in Übersetzung, Umformung und Erweiterung an das Liedgut der alten und mittelalterlichen Kirche an. Von Geist und Gestalt des Volkslieds ausgehend, schufen sie ein Kirchenlied, das alle Themen und Typen umfasst: aktuelle Zeit und Bekenntnislieder, exemplarische Psalm und Bibellieder, christozentrische Festlieder, katechetische Lehrlieder und ausgesprochene Gottesdienstlieder.
Der Gemeindegesang trat liturgisch vollberechtigt neben Predigt und Gebet. Die Gemeinde sang einstimmig ohne Begleitung (dies meint das Wort ›Choral‹). Vor allem in den Städten gab es Kantoreien aus Schülern und Bürgern; in den mehrstimmigen Liedsätzen war die Melodie meist als Tenorstimme verarbeitet. Das Kirchenlied erlangte schließlich einen angesehenen Rang in der Haus-, Schul- und Kunstmusik.«